Geschichte
Im Jahr 1886 wurde auf Initiative von Oskar Lassar eine „Vereinigung Berliner Dermatologen“ gegründet. Den gleichberechtigten Vorsitz erhielten Georg Lewin und Heinrich Köbner. Nach dem Tod Lewins 1896 übernahm Edmund Lesser dieses Amt mit u.a. Alfred Blaschko an seiner Seite. 1896 fand die offizielle Umbenennung in die „Berliner Dermatologische Gesellschaft“ statt. In dieser Zeit gründete Lassar die „Dermatologische Zeitschrift“, später "Dermatologica" Nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese durch die von Erich Langer und Eduard Grosse sen. gegründete "Zeitschrift für Haut und Geschlechtskrankheiten und deren Grenzgebiete" abgelöst, dem heutigen JDDG.
Im Mai 1945 wurde die BDG durch die sowjetische Militäradministration aufgelöst. 1948 als „Berliner medizinisch – wissenschaftliche Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie“ neu gegründet und 1950 mit Gründung des Magistrats von Berlin wieder in BDG umbenannt (Westsektoren). Etwa fünf Wochen zuvor gründete Karl Linser, der damalige Präsident der Zentralverwaltung für Gesundheitswesen, die „Dermatologische Gesellschaft an der Charité“.
Bis 1961 zeugen wiederholte Gemeinschaftstagungen und die parallele Besetzung von Ämtern von der systemübergreifenden Arbeit der Gesellschaften. Im März 1990 tagten erstmals nach der Wende beide noch getrennten Gesellschaften gemeinsam im Hörsaal der Charité-Hautklinik mit Wahl eines gemeinsamen besetzten Vorstandes. Im Januar 1991 wurde die Fusion beider Gesellschaft unter dem Namen der BDG durchgeführt. Erste Vorsitzende der vereinten Gesellschaft wurde Professor Beate Czarnetzki. Nach alternierender Durchführung der jährlichen Tagungen in der Hautklinik am Klinikum Benjamin Franklin und in der Hautklinik der Charité Mitte finden diese nun mehr im Haus der Kaiserin-Friedrich-Stiftung am Robert-Koch-Platz statt. In den Jahren 2021 fand die jährliche Tagung der BDG aufgrund der SarsCoV-2 Pandemie erstmalig virtuell statt. Auch im Jahr 2022 hält die Pandemie noch an, sodass die Tagung erneut nur virtuell stattfinden kann.
Quelle: „Die Hautklinik der Charité und die Dermatologie in Berlin (1710-1999)“, Klaus Harnack, Berlin: BMV, 2000.
Entstehung
Berliner Dermatologische Gesellschaft
Die älteste Fachvereinigung deutscher Dermatologen | Klaus Harnack
Die Sektion Hautkrankheiten der „Naturforscherversammlung“ brachte 1886 zum ersten Mal ältere und jüngere Berliner Dermatologen in persönlichen Kontakt, deren wissenschaftliche Anschaungen auf den Sitzungen der Berliner Medizinischen Gesellschaft mitunter hart aufeinander geprallt waren.
Dies war für Oskar Lassar Grund genug, alle Berliner Fachkollegen am 4. Oktober 1886 zu einem Treffen einzuladen, um die Gründung einer Dermatologischen Gesellschaft zu besprechen. Die von ihm so genannten „Senioren“ Georg Lewin und Heinrich Köbner wurden gleichberechtigte Vorsitzende: zwei Vorsitzende, weil beide Wissenschaftlicher gegensätzliche Meinungen vertraten. Heinrich Köbner musste wegen eines schweren Leidens sein Amt als Kliniker in Breslau vorzeitig aufgeben und kam 1878 nach Berlin. Bis 1896, dem Todesjahr von Lewin, alternierten die jeweils beiden Vorsitzenden. 1896 wurden die Statuten der Gesellschaft geändert: es gab nur noch einen Vorsitzenden, seit 1898 den Extra-Ordinarius Edmund Lesser. Ihm standen nach einander Fritz Lesser, Oskar Lassar, Max Joseph, Alfred Blaschko und Oskar Rosenthal als Stellvertreter zur Seite. Rosenthal war bei der Gründung der Gesellschaft neben Heinrich Müller lange Zeit einer der beiden Sekretäre. Nächste Nachfolger in diesem Amt wurden Edmund Saalfeld, M. Joseph, C. Bruhns. Der Gesellschaft gehörten bei ihrer Gründung 33 Mitglieder an. Am 1. Dezember 1896 wurde die zunächst als Vereinigung bezeichnete Gesellschaft offiziell in „Berliner Dermatologische Gesellschaft“ umbenannt. Ziele der Gesellschaft waren die Pflege der Beziehung zu anderen Fachgesellschaften, Einflussnahme auf gesetzgebende Instanzen, Unterstützung allgemeiner sozialer und hygienischer Bestrebungen. Die BDG besaß eine eigene große Bibliothek, so dass jedes Mitglied Zugang zu allen dermatologischen Publikationen hatte. Die Vereinigung/Gesellschaft tagte achtmal im Jahr. „Kongress-Organ“ war die von Oskar Lassar gegründete „Dermatologische Zeitschrift“ (später „Dermatologica“) nach dem Zweiten Weltkrieg abgelöst durch die von Erich Langer seit 1946 redigierte „Zeitschrift für Haut- und Geschlechtskrankheiten“.
Auf den Programmen der Gesellschaft standen vorwiegend Krankendemonstrationen, bei denen die Kranken selbst vorgestellt wurden. Die Morphologie der Hautkrankheiten dominierte also, selbstverständlich auch die Diskussionen über die Ätiologie, Pathogenese der Dermatosen. Die Fallvorstellungen nahmen dann im Hörsaal manchmal vortragsmäßige Ausmaße an, die schriftlichen Ausarbeitungen waren oft wissenschaftlichen Veröffentlichungen gleichzusetzen. Dagegen „ersetzen“ heute meist farbige Diapositive und Tabellen sowie grafische Darstellungen die visuelle „live-Demonstration“.
Die Vortragsprogramme richteten sich wechselnd – wie noch heute – nach Ergebnissen der Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie und Venerologie. Auch Geräte wurden vorgestellt, so die Kromayersche Quarzlampe. Heute stehen analog Ergebnisse, Probleme sowie Variationen der Lichtbehandlung, insbesondere der PUVA-Therapie, auf dem Programm. Die Immunologie ist immer mehr in den Vordergrund gerückt. Sozusagen abonniert geblieben sind bis heute die Themen Psoriasis, Atopische Dermatitis, Phlebologie, Dermato-Histologie, Allergologie, Infektionen, Berufsdermatosen, Onkologie.
Der letzte Vorsitzende der BDG vor Kriegsende war Walter Frieboes. Im Mai 1945 wurden alle Medizinischen Gesellschaften, also auch die BDG, von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) aufgelöst. Jedoch schon 1946 zeigten sich Bestrebungen zur Neugründung der BDG. Am 4. Juni 1947 unterschrieben Bohnstedt, Hussels, Langer, Peiser, Rost, Siebert und H. Winkler den Gründungsantrag, dem am 28. Februar 1948 stattgegeben wurde (Herzberg). Die frühere BDG hieß vorerst Berliner Medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie. Bei der Gründung am 30. Juni 1948 wurde Rost zum Ersten, Langer zum Zweiten Vorsitzenden gewählt. H. Winkler wurde Schriftführer. Ab dem 13. Februar 1950 wurde mit Gründung des Magistrats von Groß-Berlin wieder die alte Bezeichnung BDG geführt.
Quelle: „Die Hautklinik der Charité und die Dermatologie in Berlin (1710-1999)“, Klaus Harnack, Berlin: BMV, 2000.
Die Jahre der Trennung in Ost und West
Und nun das Besondere an der Berliner Situation: Am 21. Januar 1948 nahm auf Veranlassung von Karl Linser, dem damaligen Präsidenten der Zentralverwaltung für Gesundheitswesen, und mit Genehmigung der SMAD, also etwa fünf Wochen vor der Neugründung der BDG, die „Dermatologische Gesellschaft bei der Universität Berlin“ (gemeint ist die Humboldt-Universität) ihre Arbeit auf. Auch diese Gesellschaft fühlte sich offenbar als Nachfolgevereinigung der BDG, denn der zum Ersten Vorsitzenden gewählte Heinrich Löhe würdigte die traditionsreiche Vergangenheit der Gesellschaft und die Verdienste der bisherigen Vorsitzenden. Zweiter Vorsitzender wurde am 21. Januar 1948 Rudolf Maximilian Bohnstedt, Schriftführer Heinrich Winkler, der am 30. Juni 1948 auch zum Schriftführer der Berliner Medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie in West-Berlin gewählt wurde. Heinrich Winkler blieb bis zu seinem Tod Schriftführer beider Gesellschaften! Auf Veranlassung von Karl Linser wurde er für seine Verdienste zum Ehrenmitglied der Dermatologischen Gesellschaft an der Universität Berlin ernannt.
Bis 1961 gab es wiederholt Gemeinschaftstagungen beider Gesellschaften mit Patientenvorstellungen aus allen Berliner Hautkliniken und –abteilungen, so zum Beispiel am 9. März 1949 (Derm. Wschr. 120 (1949) 656) im Rudolf-Virchow-Krankenhaus, am 8. März 1950 unter Vorsitz von G. A. Rost und H. Löhe (Derm. Wschr. 123 (1951) 109). Anlässlich der zehnten Sitzung der Dermatologischen Gesellschaft bei der Humboldt-Universität am 14. März 1951 wurde Heinrich Löhe zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Laudatio hielt Karl Linser als neuer Erster Vorsitzender (Derm. Wschr. 124 (1951) 1057). Erwähnenswert ist die 12. Sitzung unter Karl Linser. Er begrüßte besonders den Ehrenvorsitzenden H. Löhe, die Ordinarien S. Bommer, W. Gertler, J. Hämel und mit besonderer Freude G.A. Rost, auch die vielen in den „Westsektoren“ tätigen Kollegen, und erblickte darin einen Beweis dafür, „dass deutsche Dermatologen die künstlich errichteten Sektorengrenzen nicht respektieren“.
Anlässlich der 26. Tagung der Dermatologischen Gesellschaft an der Charité Berlin am 18./19. November 1966 unter der wissenschaftlichen Leitung von W. Gertler wurde über Organisation und Ergebnisse der maritimen Klimatherapie auf dem „MS Völkerfreundschaft“ in Gegenwart von H.A. Gottron (Tübingen) und W. Pfleiderer (Westerland/Sylt) berichtet. Am 10. September 1975 fand mit historischen Bezügen die Festsitzung zum 80. Geburtstag von Karl Linser statt (Derm. Mschr. 162 (1978) 438).
Insgesamt wurden 61 Tagungen der unter den Bezeichnungen „Dermatologische Gesellschaft bei der Universität Berlin“, „Dermatologische Gesellschaft an der Charité Berlin“ (Gertler) durchgeführt, die letzte am 21. Oktober 1988 unter dem Vorsitz von Niels Sönnichsen (Derm. Mschr. 175 (1981) 313).
Am 18. November 1989, also nur 9 Tage nach dem symbolischen Fall der Mauer, fand dann die denkwürdige 101. Tagung der „West“-Berliner Gesellschaft unter Vorsitz von Gisela Albrecht (Spandau) statt. Am 31. März 1990 tagten beide noch getrennten Gesellschaften gemeinsam im Hörsaal der Charité-Hautklinik. In einer „demokratischen, geheimen Wahl“ wurden zwei Mitglieder der Ostberliner Gesellschaft in den Vorstand der BDG gewählt: Irene Tausch, Klaus Harnack.
Am 1. Januar 1991 fusionierte die Dermatologische Gesellschaft an der Charité Berlin mit der Berliner Dermatologischen Gesellschaft. Anlässlich der 102. Sitzung der BDG am 19. Januar 1991 wurde Frau Prof. B. M. Czarnetzki zur Vorsitzenden gewählt. Die Tagungen fanden nun alternierend im Hörsaal West des Klinikums „Benjamin-Franklin“ in Steglitz und im Hörsaal der Hautklinik der Charité, Campus Mitte, statt. Seit der 118. Tagung ist das Kaiserin-Friedrich-Haus Ort der Tagungen.
Anlässlich der Feier zum 80. Geburtstag von Günter Stüttgen (Januar 1999) stiftete die BDG den „Günter-Stüttgen-Preis“.
Quelle: „Die Hautklinik der Charité und die Dermatologie in Berlin (1710-1999)“, Klaus Harnack, Berlin: BMV, 2000.
Vorsitzende und Schriftführer seit 1948
Zeitraum | Erste/r Vorsitzende/r | Schriftführer/in |
1948-1956 | G.A. Rost | H. Winkler |
1956-1957 | E. Langer | H. Winkler |
1957-1960 | K. Halter | H. Grimmer |
1960-1962 | H.W. Spier | H. Grimmer |
1962-1964 | H. Teller | H. Krüger |
1964-1966 | K. Halter | M. Hornemann |
1966-1968 | H.W. Spier | R. Kaden |
1968-1970 | H. Teller | H. Krüger |
1970-1972 | G. Stüttgen | F. Nürnberger |
1972-1974 | W. Thies | F. Klaschka |
1974-1976 | K. Winkler | P. Stechel |
1976-1978 | E. Schwarz | F. Klaschkla |
1978-1980 | G. Ehlers | K. Scharr |
1980-1982 | F. Klaschka | K. Rauhut |
1982-1984 | C.E. Orfanos | W. Thies |
1984-1987 | F. Nürnberger | W.Ch. Marsch |
1987-1990 | G. Albrecht | H. Tourbier, H. Holzmann |
1990-1992 | B. Czarnetzki | G. Albrecht |
1992-1994 | G. Ehlers | C. Wepler |
1994-1996 | C. Garbe | B. Tebbe |
1996-1998 | W. Sterry | H. Albrecht-Nebe |
1998-2000 | S. Goerdt | B. Tebbe |
2000-2002 | G. Kolde | E. Rowe |
2002-2004 | Ch. Zouboulis | B. Radtke |
2004-2006 | G. Albrecht | R. Treudler |
2006-2008 | W. Sterry | A. Härtel |
2008-2010 | W. Sterry | A. Härtel |
2010-2012 | W. Sterry | A. Härtel |
2012-2014 | B. Hermes | S. Gellrich |
2014-2015 | E. Stockfleth | S. Gellrich |
2015-2016 | R. Hartmann | S. Gellrich |
2016-2018 | R. Hartmann | S. Gellrich |
2018-2020 | W. Harth | S. Gellrich |
2020-2022 | U. Blume-Peytavi | S. Philipp |
2022-2024 | U. Blume-Peytavi | S. Philipp |
bis 1999 Quelle: „Die Hautklinik der Charité und die Dermatologie in Berlin (1710-1999)“, Klaus Harnack, Berlin: BMV, 2000.